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Einblicke

Sarah Wiener: Tipps für gesunde Ernährung an Schulen

AVor allem für Kinder ist ausgewogenes Essen wichtig. Wie man seine Kids zu gesundem Essen bringt, darüber hat SuperIllu mit der Starköchin gesprochen.

Frau Wiener, Ihre Stiftung setzt sich dafür ein, dass Kita- und Grundschulkinder das Essen, Kochen und Genießen lernen – wie setzen Sie das konkret um und seit wann?

Die Sarah Wiener Stiftung wurde 2007 gegründet, also vor 16 Jahren. Unser Ziel ist es, dass alle Kinder gleichberechtigt, gesund essen und sich selbst ernähren können. Dafür bilden wir Pädagogen, Familienhelfer, Lehrerinnen und Kindergartenpersonal weiter, damit sie vor Ort mit Kindergruppen kochen können. Dazu gibt es eine digitale Plattform für Eltern – „die Familienküche“ –, die Hintergrundwissen in Form von Videos und vieles mehr bietet. Allein seit 2015 haben wir mithilfe unseres Partners, der Barmer Krankenkasse, mehr als 1,3 Millionen Kindern das Kochen beigebracht.

Kinder mögen Pommes, Burger und Chips. Müssen Eltern das komplett verdammen, weil es zu ungesund ist?

Man kann Pommes, Burger und Chips auch wunderbar selbst machen, ohne Zusatzstoffe, Aroma und Füllstoffe. Viele wissen leider nicht, was sie kochen sollen, und verlassen sich auf hoch verarbeitete Nahrungsmittel. Wie diese Produkte hergestellt werden und was wirklich drinnen ist, ist oft nicht klar. Es geht nicht ums Verdammen, es geht darum, die Eigenverantwortung und Möglichkeit zu stärken und unabhängiger zu werden.

Ihre Angebote richten sich ja auch an die Eltern. Wie nehmen Sie die mit?

Wir haben mit der „Familienküche“ eine große digitale Plattform geschaffen, die alle Menschen mit Ernährungsbildung, Rezepten und Kochinfos unterstützen will. Kinder orientieren sich an ihren Bezugspersonen und kopieren diese. Unsere Aufgabe ist es, Kinder für gute, vielfältige und frische Lebensmittel zu begeistern und ihnen ein gesundes Leben zu ermöglichen. Gute Lebensmittel zu erkennen und selber kochen können ist die Basis dafür.

Wie bringt man Kinder dazu, mit Lust Gemüse zu essen?

Kinder in die Küche holen und immer wieder probieren lassen. Eine gute Möglichkeit ist auch, Gemüse in kleinen, süßen Häppchen immer auf dem Tisch anzubieten, mit ein bisschen Zitronensaft, damit es nicht braun wird. Was einfach und schnell verfügbar ist, wird gern genommen.

Ab welchem Alter kann man Kinder in der Küche „einspannen“?

Das geht schon ab 18 oder 20 Monaten und fängt mit dem Zupfen von Kräutern an. Und dem Rühren in Schüsseln. Das Schöne ist: Man schafft Nähe zu seinen Kindern und gute Erinnerungen.

Früher hieß es: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Gibt es ein solches „Essensranking“? Und wenn ja, gilt das für Kinder genauso wie für Erwachsene?

Kinder verbrauchen mehr Energie und können oft nicht so gut mit Wartezeiten umgehen wie Erwachsene. Das macht einen Unterschied. Grundsätzlich gilt aber: Jeder, der arbeiten oder in die Schule geht, braucht dafür Energie, auch im Hirn. Wenn man so früh noch nichts essen kann, dann trinkt man vielleicht eine heiße Milch, die ein bisschen sättigt, und bekommt dann etwas zum Essen mit. Im Prinzip essen wir mittlerweile zu oft und ständig. Das ist sehr belastend für den Magen und die Verdauung. Wir essen zudem sehr unbewusst. Besser ist es, die Mahlzeit als sozialen Akt zu zelebrieren, in der Schule oder zu Hause.

Stichwort Schulspeisung: Welche Rolle spielen Kitas und Schulen bei der Förderung einer gesunden Kinderernährung?

Eine sehr wichtige! Kinder sind darauf angewiesen, das zu essen, was man ihnen anbietet. Deswegen sollte gerade Schulessen abwechslungsreich, bunt und köstlich sein – mit einem großen Bioanteil und viel Gemüse und Obst!

Sie selbst haben für einen der führenden Schulcaterer Berlins 20 verschiedene vegetarische Kindergerichte entwickelt. Wie kam‘s dazu?

Das Ziel war Abwechslung, Gesundheit - also weniger Fleisch und viel Bio - aber eben auch, dass es den Kindern schmeckt. Deswegen habe ich gemeinsam mit Mario Hempels „Sunshine Catering“ diese Gerichte entwickelt und dabei versucht, alle Regeln und Erkenntnisse der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie unser eigenes Wissen und unsere Erfahrung einfließen zu lassen. Natürlich geht es immer besser. Niemand kocht so gut wie zu Hause!

Essen, gekocht in der Großküche, das in der Schule oder Kita verspeist wird und dann auch noch vegetarisch ist – verraten Sie uns das Geheimnis, wie Sie die Kids trotzdem dazu bringen wollen, „reinzuhauen wie bei Muttern“?

(lacht) Nun ja, Spaghetti mit Tomatensoße und Parmesan sind auch vegetarisch. Es gibt einfach sehr viele gute Gerichte, die traditionell kein Fleisch enthalten. Außerdem gibt es mehr Speisen, die Kinder gern essen, als man denkt. Man muss sie an Geschmäcker heranführen und nicht nur vorauseilend die immer gleichen Varianten von Pizza und Pasta anbieten. Es kommt eben auch auf die Beilagen und die Soßen an. Ich liebe auch Pasta. Natürlich ist es schwierig, sehr viele Portionen gleichzeitig zuzubereiten. Dennoch sollte es gutes Essen auch für große Schulen geben – zumal die Entwicklung genau in die falsche Richtung geht und in vielen Schulen Küchen schon ganz fehlen.

Sie sind als Parteilose für die österreichischen Grünen Abgeordnete im Europaparlament. Was ist dort der Schwerpunkt Ihrer Arbeit?

Meine Arbeit umfasst die Themen Lebensmittelqualität, Landwirtschaft, Pestizide und Umweltgifte, Tierschutz – und das Mikrobiom. Wir haben mehr fremde Mitbewohner als eigene Zellen. Ist das nicht toll?! Und alle wollen gut gefüttert werden.